
Die Commit Conf 2025 in Madrid war wieder ein besonderes Erlebnis. Als eines der grössten Tech-Events für Entwicklerinnen und Entwickler in Spanien war die Konferenz in diesem Jahr spürbar dynamischer und ideenreicher als je zuvor.
Ich war mit mehreren Kolleginnen und Kollegen von Mimacom vor Ort und das hat den Besuch noch bereichert. Wir haben unsere Eindrücke geteilt, Vorträge bei einem Kaffee diskutiert und viele neue Ansätze mitgenommen, die wir nun im Arbeitsalltag ausprobieren können. Auch wenn die Konferenz bereits im April stattfand, habe ich mir bewusst Zeit genommen, um die Inhalte sacken zu lassen. Ich bin meine Notizen noch einmal durchgegangen, habe einzelne Sessions reflektiert und die Impulse herausgefiltert, die langfristig hängen bleiben. Jetzt – einige Monate später – möchte ich genau diese Erkenntnisse weitergeben.
Die spannendsten Sessions inklusive der wichtigsten Learnings
Ist hexagonale Architektur funktional – oder nur ein Trend?
Andrea Lluch Franconetti startete mit einem wichtigen Realitätscheck zur hexagonalen Architektur. Statt sie als universelle Lösung zu präsentieren, plädierte sie dafür, immer den konkreten Kontext zu betrachten: Teamgrösse, Problemstellung, langfristige Ziele. Ihr Appell: Architektur darf kein blinder Hype sein, sondern muss zur jeweiligen Situation passen.
Key Takeaway: Architekturentscheidungen sollten nie pauschal getroffen werden. Erst Teamstruktur, Projektgrösse und Zielsetzung analysieren – dann entscheiden.
Microservices-Architektur
Miguel Martínez Serrano zeigte, wie Microservices sinnvoll skaliert werden ohne dabei in Komplexität oder Chaos zu enden. Entscheidende Punkte: klare Domänengrenzen, hohe Transparenz (Observability) und echte Autonomie der Services. Es geht nicht darum, Code aufzuteilen, sondern Verantwortung richtig zu verteilen.
Key Takeaway: Skalierbarkeit bedeutet nicht Zerlegung, sondern verlässliche, autonome Services mit sauberem Domänenmodell.
NVDA: Ein leistungsfähiges Tool für alle
Ramón Corominas zeigte, dass NVDA nicht nur ein Screenreader ist, sondern auch als Entwicklungsplattform für Windows-Anwendungen genutzt werden kann. Ein inspirierender Perspektivwechsel: von Barrierefreiheit zu Kreativität.
Key Takeaway: Accessibility-Tools entwickeln sich weiter. NVDA ist nicht nur für Tests gedacht, sondern auch ein kreatives Werkzeug für die Entwicklung.
From Zero to AI: Praktische Integrationen
Javier Ferrer und Rafa Gómez präsentierten, wie KI schnell und praxisnah in Anwendungen integriert werden kann – mit OpenAI, LangChain oder No-Code-Tools wie n8n. Bemerkenswert war weniger die Geschwindigkeit der Demos, sondern wie zugänglich der Einstieg wirkte.
Key Takeaway: Mit dem richtigen Toolset ist KI-Integration heute für jedes Team machbar, auch ohne Vorwissen.
Warum TDD und Pair Programming herausfordernd, aber lohnend sind
Paola Reyes Montalvo sprach offen über die Hürden bei testgetriebener Entwicklung und Pair Programming. Der Anfang ist schwer, doch der langfristige Nutzen enorm: besserer Code, weniger Regressionen, stärkere Zusammenarbeit.
Key Takeaway: Wer heute Disziplin zeigt, gewinnt morgen an Tempo. TDD und Pairing zahlen sich langfristig aus.
Den eigenen Platz in der Tech-Welt finden
Irene M. Morgado verlagerte den Fokus von Technologie auf Unternehmenskultur. Sie betonte, wie wichtig es ist, nicht nur auf die fachliche Passung zu achten, sondern auf die Übereinstimmung der Werte.
Key Takeaway: Suchen Sie nicht nur nach einem Job, sondern nach einem Team, das zu Ihren Werten passt.
Coding mit AI: GitHub Copilot, Cursor und ChatGPT
Pedro Pardal Jimena zeigte Chancen und Risiken von AI-Assistenten. Sie können enorm beschleunigen, aber auch technische Lasten vergrössern, wenn man sie unkritisch nutzt. Sein Rat: Mit Tests und sauberem Code kombinieren, nicht als Abkürzung missverstehen.
Key Takeaway: Nutzen Sie AI-Assistenten verantwortungsvoll – immer in Verbindung mit Software-Best Practices und Testing.
Von Figma bis in die Produktion?
Jon Rojí untersuchte, wie sich Design und Entwicklung stärker verknüpfen lassen, etwa durch kontrollierte Synchronisation von Figma-Änderungen in App-Styles. Es ging nicht um Visionen, sondern um konkrete Möglichkeiten zur Automatisierung.
Key Takeaway: Die Brücke zwischen Design und Code wird kürzer, Automatisierung macht sie tragfähig.
Bessere Teams durch strukturiertes Feedback
Emmanuel Valverde und Fernando del Caz zeigten anhand echter Beispiele, wie strukturierte Feedbackschleifen Teams voranbringen. Und zwar nicht als „Nice-to-have“, sondern als Basis für nachhaltiges Wachstum.
Key Takeaway: Gutes Feedback ist kein Bonus, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor.
Den European Accessibility Act (EAA) 2025 verstehen
Carlos Espada machte aus Gesetzgebung einen praxisnahen Vortrag: Was der EAA für Entwicklerinnen und Entwickler bedeutet, welche Teile einer Anwendung betroffen sind und warum es sich dabei nicht nur um Pflichterfüllung handelt, sondern um einen echten Mehrwert.
Key Takeaway: Accessibility wird rechtlich verbindlich und ist zugleich ein strategisches Qualitätsmerkmal.
SonJs of Anarchy
Vanessa Skw und Henar Hernandez lockerten das Programm auf mit einem unterhaltsamen Blick auf die Geschichte von JavaScript: seine Zugänglichkeit, Einfachheit und Relevanz, damals wie heute.
Key Takeaway: JavaScript bleibt zugänglich für Einsteigerinnen und Experten gleichermassen. Einfach und vielseitig.
Ein praktischer Blick auf ARIA und Accessibility
Mia Salazar zeigte, wie ARIA-Attribute sinnvoll eingesetzt werden und wann man besser auf semantisches HTML setzt. Der Vortrag war praxisnah und differenziert.
Key Takeaway: ARIA ist kein Selbstzweck. Der gezielte Einsatz entscheidet, nicht die Quantität.
Bessere UIs mit Web Components
Jorge del Casar machte deutlich, wie Web Components helfen können, bestehende Projekte schrittweise zu modernisieren, ohne funktionierende Strukturen zu brechen. Ein pragmatischer, effektiver Ansatz.
Key Takeaway: Web Components bieten eine framework-unabhängige Lösung für skalierbare UI-Architekturen.
Was bleibt – heute und für die Zukunft
Die Commit Conf 2025 war für mich ein echter Energieschub. Ob AI, Accessibility, Architektur oder Teamkultur – sie bot Tiefe, Breite und Relevanz für die aktuellen Herausforderungen in der Software-Entwicklung. Wer in Spanien arbeitet oder eine Veranstaltung sucht, die Technik und Community verbindet: Die nächste Commit Conf sollte man nicht verpassen.
👉 Wenn Sie sich die Vorträge ansehen möchten, die ich hier empfehle, können Sie die Agenda und den YouTube-Kanal von Commit Conf überprüfen, wo Sie die in diesem Artikel empfohlenen Vorträge ansehen können.
Cristina Ponce
Cristina has contributed to national and international projects, building scalable solutions from scratch. She prioritizes code quality, clean architecture, best practices, and long-term maintainability.